Kleiner Exkurs: Marte Meo

Wie schon in meinem Blog-Beitrag zum Mama Help-Desk erwähnt,

gibt es eine, wie ich finde, wunderbare Methode der Erziehungsunterstützung, die die niederländische Pädagogin Maria Aarts entwickelt hat: Marte Meo.
Es bedeutet: "Aus eigener Kraft", und das sagt schon genau das aus, worum es geht. Kinder erleben bei dieser Methode eine neue Form des Selbstbewusstseins und der Selbstwahrnehmung.
Dadurch, dass im Prinzip nur beobachtet, gespiegelt und begleitet wird, liegt die Initiative immer beim Kind. Die Person, die das Kind begleitet, spiegelt immer wieder seine Handlungen und Emotionen - ganz ohne Wertung, einfach nur beim Namen genannt. Natürlich darf bei Erfolgen gelobt werden und das Prinzip, das alles mit einem freundlichen Gesicht und in einem "guten" Ton gesagt wird, ist bei Marte Meo sowieso fest verankert.

Ich selbst bin durch unsere PeKiP-Kursleitung auf diese Methode aufmerksam worden und immernoch sehr dankbar für diesen Input. In meinem Blog-Beitrag beschreibe ich, wie ich Marte Meo so oft wie möglich anwende, wenn meine Kinder mit Angst oder Traurigkeit auf etwas reagieren oder eben den klassischen Wutanfall haben.

Marte Meo ist nicht nur eine gute Methode, um mit Gefühlsausbrüchen umzugehen,

sondern auch, um Kindern den Freiraum zu geben, eigenständig Kompetenzen zu entwickeln.
Sich auszuprobieren, ohne, dass wir Eltern regelmäßig "dazwischenfunken".

Ein Beispiel: Mein Sohn möchte ein Puzzle zusammensetzen. Normalerweise leite ich ihn dabei ein bisschen an. Würden wahrscheinlich die meisten von uns tun. "Schau mal, hier die Eckteile, die kannst du raussortieren. Und dann guckst du mal nach den Bildern, die zusammenpassen."

Stattdessen sagt die Marte Meo-Methode: Schaue ausschließlich zu, gebe keine Tipps oder Anleitungen, verbessere nicht. Kommentiere lediglich, was dein Kind tut. "Du legst die Teile alle raus, prima. Jetzt hast du zwei Teile ineinander gesteckt, die nicht passen. Das frustriert dich. Das findest du blöd. Jetzt bist du sauer."
"Das passt zusammen, ja, genau. Da freust du dich."

Klingt total merkwürdig? Dachte ich anfangs auch. Und dann habe ich es ausprobiert. Da war mein Sohn gerade zwei Jahre alt. Und ich war komplett überrascht und überwältigt von seinen Fähigkeiten. Er hat das alles auch ohne mich geschafft. Auf seine eigene Weise. Natürlich brauchte er mich zu seiner Unterstützung und Begleitung, als seinen Rückhalt, als Beobachterin. Dass ich aufmerksam zugeschaut habe, hat ihn stolz gemacht. Aber das war es dann auch schon. Das alles , die Aufmerksamkeit, die Erfahrung, es allein geschafft zu haben, die Benennung seiner Gefühle und Handlungen durch mich, hat ihm Selbstbewusstsein gegeben.


Ein Langzeit-Effekt von der Marte Meo-Methode ist übrigens, dass Kinder, die ihre Gefühle benennen und sinnvoll einordnen können, mit der Zeit auch immer besser mit ihnen werden umgehen können. Sprich: Weniger Überforderung, weniger Wutanfälle und weniger Verzweiflung.

                                                                                           :)

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