
Das bin ich.
Nicht.
Natürlich nicht, was habt Ihr denn gedacht?! :)
Ich bin eher das hier weiter unten, wenn vielleicht auch (noch) nicht in dieser wunderschönen Perfektion. Wobei - und damit wären wir schon wieder bei der wichtigsten Botschaft, die Yoga zu bieten hat:
PERFEKT GIBT ES NICHT!


Achtsamkeit ist da wieder mal das Zauberwort.
Wie ich ja zuletzt schon beschrieben habe, lehrt Yoga uns, uns auf uns selbst zu konzentrieren. Meine Yogalehrerin hat mir mal gesagt, als ich mit mir gehadert habe, dass alle anderen in meinem Kurs weiter waren, als ich (sei es in Bezug auf die Menge der durchgeführten Haltungen oder die Beweglichkeit): "Es geht hier nicht darum, die Beste zu sein. Es geht nicht darum, mit irgendwem mitzuhalten.
Es geht darum, das Beste für deinen Körper zu tun. Er wird dir zeigen, was er braucht und was du kannst. Und der Rest kommt von selbst." Anfangs wenig tröstlich, haben mich diese Worte dann von Stunde zu Stunde getragen. Und abgesehen davon, dass sich natürlich etwas an meiner Beweglichkeit und an meinem Wohlbefinden geändert hat (übrigens schon nach 2 (!!!) Unterrichtsstunden Yoga), habe ich dann auch noch folgende Erfahrung gemacht: Es kam ein Moment, in dem die Lehrerin uns eine Haltung zeigte, sie aber nicht in der vollendeten Version vorführen konnte und zu einer anderen Kursteilnehmerin sagte: "So, und du legst jetzt noch das Bein hierher, du kannst das, ich kann das nicht."
Und alle so: Häh?!? Wer ist denn hier die Vortänzerin?
Sie erklärte uns, dass es immer wieder Situationen gibt, in denen ihre Schülerinnen und Schüler mehr Haltungen beherrschen, als sie. Oder in einer anspruchsvolleren Ausführung, als sie es kann. Und dass es durchaus auch Yogis in ihren Kursen gibt, die beweglicher sind, als sie. Das heißt nicht, dass sie als Lehrerin nicht qualifiziert wäre. Ganz im Gegenteil. Denn ihre Aufgabe besteht eben auch darin, uns klar zu machen, dass Yoga nichts mit Wettbewerb zu tun hat.
Es gibt eben Haltungen, die sind (noch) nicht für ihren Körper gemacht. Entweder wird sie sie durch jahrelanges Training eines Tages durchführen können, und aktuell ist ihr Körper einfach noch nicht soweit. Oder aber ihr Körper wird nie in der Lage sein, diese bestimmte Haltung auszuführen.
Das ist Anatomie. Ganz einfach.
Und damit wären wir auch schon beim Ashtanga-Yoga.
Denn Ashtanga ist die erste Yogaform, die ich ausprobiere, die mir dieses Mantra der Perfektion in der Unperfektheit wirklich näher bringen konnte. Es besteht aus mehreren Serien, von denen die meisten Yoga-Schüler nur die erste jemals beherrschen. Auch meine Yoga-Lehrerin ist bis dato nicht über die Übungen dieser Serie hinausgekommen und darf trotz allem Yoga unterrichten. Nur wenige Yogis trainieren die zweite und dritte Serie (wobei diese wiederum manchmal in insgesamt 5 Serien unterteilt werden).
Jedenfalls besteht schon die erste Abfolge aus 41 Haltungen, Asanas genannt, und wenn man diese wirklich so durchführen möchte, wie sie in ihrer richtigen Version für den jeweiligen Körper gedacht sind, braucht es viel Zeit und Geduld.
Ist eigentlich gar nicht meine Stärke, Geduld.
Aber im Yoga geht es. Ich weiß selbst nicht warum. Vielleicht liegt es daran, dass Ashtanga mir Demut vermitteln konnte, oder die Achtsamkeit mit dem eigenen Körper. Oder es liegt daran, dass im Ashtanga alles fließt und ich das wunderbar finde. Die Bewegungen fließen ineinander, man verharrt nur fünf Atemzüge in der einzelnen Haltung, ehe es in die nächste übergeht.
Keine Zeit für Gedanken an Wäscheberge. Keine Zeit für Gedanken an vergessene Brotboxen in Kindergarten-Rucksäcken. Einfach nur ich und mein Körper in Bewegung. Die fünf Atemzüge sind fast wie ein Mantra: Eins, zwei, drei, vier, fünf, Entspannung. Mit jeder Asana ein bisschen mehr.
Ashtanga-Yoga ist eben: Meditation in Bewegung.


Ashtanga ist natürlich auch anstrengend, klar.
Aber merkwürdigerweise spüre ich das währenddessen kaum. Ich genieße, wie es den Körper aufwärmt, auspowert und ankurbelt. Obwohl mein Geist dabei eigentlich ganz ruhig ist. Zu Beginn und zum Schluss jeder Stunde stehen Atemübungen und Meditation auf dem Plan. Vorallem die Schluss-Sequenz fährt alles wieder ein bisschen herunter und bringt Entspannung. Der Teil fällt mir ironischerweise manchmal noch mit am schwersten. Atmen, zur Ruhe kommen, immernoch nicht nachdenken. Puh. Aber ich arbeite daran. Om.
Kommentar hinzufügen
Kommentare